Hintergründe

TextileMission – Hintergründe und Vorgehensweisen

„TextileMission“ wird im Rahmen des Förderschwerpunktes „Plastik in der Umwelt, Quellen, Senken, Lösungsansätze" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt. Übergeordnete Ziele des Förderschwerpunktes, seinerseits Teil des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für Nachhaltige Entwicklung", sind es, ein konsistentes Bild des Gesamtproblems zu entwickeln und gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Lösungsansätze zu identifizieren, zu entwickeln und in die Umsetzung zu bringen. Leitfragen sind u.a.:

  • Wie groß ist das Ausmaß des Problems?
  • Wie viel Kunststoff ist wo zu finden?
  • Was sind die wesentlichen Quellen des Problems?
  • Was sind die wichtigsten Eintragspfade und Ursachen?

Verschiedene internationale Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auf Kunstfasern basierende Textilien eine wichtige Eintragsquelle für Mikroplastik in die Weltmeere und Binnengewässer darstellen. Bei der Produktion und während Haushaltswäschen von Kunstfasertextilien werden – so die Beobachtung – Mikroplastikpartikel freigesetzt, die nicht vollständig von Kläranlagen zurückgehalten werden können, durch Abwässer in die Umwelt gelangen, sich anreichern und als nichtabbaubare Plastikabfälle Meere und Binnengewässer verschmutzen. Gleichwohl fehlen noch exakte Erkenntnisse zur Gesamtmenge, genaue Beschreibungen der Eintragspfade und Daten zum Ausmaß bzw. dem Anteil, den verschiedene Textilien zur Gesamtproblematik beitragen.

Genau an dieser Stelle setzt das Projekt TextileMission an und betrachtet textile Eintragsquellen von Mikroplastik mit einem besonderen Fokus auf in der Sport- und Outdoor-Artikelindustrie genutzte Fleece-Artikel. Durch seinen multidisziplinären Ansatz liefert dieses Verbundprojekt Beiträge zu allen drei Schlagwörtern der Bekanntmachung: „Quellen, Senken, Lösungsansätze“.

  • Status quo-Analyse: Im Rahmen von TextileMission soll eine möglichst genaue Erhebung des deutschlandweiten Eintrags textilen Mikroplastiks durch die Haushaltswäsche vorgenommen werden. Dafür stellen die am Projekt beteiligten Hersteller von Sport- und Outdoor-Bekleidung der Hochschule Niederrhein Textilien für intensive Waschtests zur Verfügung. Die herausgefilterte Mikroplastikfracht wird quantifiziert und hochgerechnet. In einem weiteren Schritt werden die Proben an der TU Dresden hinsichtlich ihrer Fraktionierung (Anteil verschiedener Partikelgrößen) untersucht.
  • Textiltechnische Forschung: Neben polyesterbasierten Textilien wie Laufshirts und Fußball-Trikots stehen hier Outdoor-Artikel wie Jacken und Pullover als Eintragsquellen im Fokus, die aus Fleece bestehen. Fleece ist ein voluminöses Gestrick aus Polyester, das nach dem Strickprozess beidseitig geraut und geschoren wird. Bedingt durch diese Herstellung entsteht ein weicher, voluminöser Faserflor auf beiden Warenseiten und bildet eine Lufthülle mit isolierenden Eigenschaften, die neben Leichtigkeit, Flexibilität, Volumen, Atmungsaktivität und einem weichen Warengriff von den Kunden erwartet werden. Ein mittlerweile erkanntes Problem: Während des Prozesses des Rauens und Schärens werden auch Faserbruchstücke freigesetzt.

    Textile Biopolymere könnten als Substituent für textiles Polyester einen Ansatz zur Reduktion der Mikroplastikproblematik liefern. Biopolymere sind Polymere, die von Organismen in Zellen synthetisiert werden wie z. B. Polysaccharide oder Proteine. Die Naturfasern Baumwolle und Wolle basieren auf diesen Biopolymeren. Darüber hinaus werden auch technische Biopolymere in der Textilbranche eingesetzt, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden wie z. B. Viskosefasern oder auch Polymilchsäurefasern. Diese können biologisch abbaubar sein (wie bei Viskose) oder auch nicht, wie z. B. Polyethylenfasern, die aus Zuckerrohr gewonnen werden. Eine vielversprechende Lösung im Rahmen dieses Projektes ist der nachhaltige Fleece-Stoff „Biopile“, den der Projektpartner Vaude Anfang November 2017 gemeinsam mit dem italienischen Stoffproduzenten Pontetorto vorstellte. Die innere, angeraute Seite des Stoffes besteht nicht (wie bei herkömmlichem Fleece) aus Polyester, sondern zu 100 % aus der Holz-Zellulosefaser Tencel, die auch im Meerwasser biologisch abbaubar ist.
  • Forschung zur Kläranlagentechnologie: Studien an schwedischen, finnischen, niederländischen, irischen, russischen, amerikanischen und deutschen Kläranlagen zeigen, dass zwischen 65 und 99 Prozent der Mikroplastikpartikel zurückgehalten werden, wobei die überwiegende Zahl der Untersuchungen einen Rückhalt von > 95 Prozent festgestellt haben. Trotzdem: Selbst bei solch hohen Rückhaltekapazitäten ist der Eintrag von Mikroplastikpartikeln enorm.

    In Kläranlagen gibt es unterschiedliche mechanische Trennstufen, um Schwebstoffe zu entfernen. Hier sind insbesondere Schwimmstoff- und Ölabscheider, Absetzbecken und Flotationsbecken zu nennen, deren Rückhaltevermögen für textile Mikropartikel im Labormaßstab (5 - 10 L) durch den Projektpartner TU Dresden untersucht wird. Ein weiterer Ansatz: Ein Zehntel der Großkläranlagen verfügt über eine Nachbehandlung, beispielsweise über Sandfilter, durch die ca. 13 Prozent der gesamten in Deutschland anfallenden Abwassermenge gereinigt wird. Das Rückhaltevermögen und die Rückhaltekapazität von textiler Mikroplastik in Sand- und Aktivkohlefiltern werden ebenfalls untersucht.